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Kieler Energiewende Exkurs

Am 13. Februar nahm Torge für uns am 23. Kieler Energiewende Exkurs teil. Hierbei gab es einen regen Austausch mit Rainer Baake (Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie) Robert Habeck (Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein) und Matthias Boxberger (Hansewerke AG) über das Gelingen der Energiewende.

Die von uns vertretenen Schwerpunkte hier noch mal in der Zusammenfassung: Allgemeines „Ich denke, wir können auf das bisher geleistete im Rahmen der Energiewende sehr stolz sein.

Knapp 90 GW über die neuen Erneuerbaren (Wind, PV, Biogas /-masse) ist ein sensationelles Ergebnis. Aber wir dürfen uns hierauf nicht ausruhen und müssen nun die Richtigen Weichen stellen.“

Den mutigen Vorstoß von Robert Habeck zum ganzen oder auch teilweise Herausnehmen der EEG-Umlage aus dem Strompreis begrüßen wir und unterstützen dies ausdrücklich. Wir sind nicht der Auffassung von Herrn Baake mit Blick auf das Thema Preiszonen. Aus bayrischer Sicht mag das erstrebenswert sein, aber aus Norddeutscher Sicht nicht.
Ebenso ist es aus Bayrischer Sicht erstrebenswert die Netzentgelte nicht bundesweit zu wälzen. Aus Norddeutscher schon.
Dennoch wird aktuell in beiden Fällen für den Süden und gegen den Norden plädiert/gehandelt. Hier suchen wir nicht nach Bevorteilung, wohl aber nach einer fairen Handhabe.
Wenn wir nur etwas über die Grenze nach Dänemark schauen, dann haben wir dort zwei Preiszonen. In Schweden gibt es 4 Preiszonen und in unserem Partnerland Norwegen sogar 5 Preiszonen. Das macht genau dann Sinn, wenn die Energiemengen nicht physisch ausgeglichen werden können. Und genau das ist in Deutschland der Fall. Was passiert, wenn wir die Preiszonen bekommen und die Netzentgelte deutschlandweit wälzen?
Die Preise für Strom in Schleswig-Holstein gehen massiv runter und der Wirtschaftsstandort wird attraktiv.
Dies ist energiewirtschaftlich auch mehr als sinnvoll, denn dann wird in kurzen Schritten mehr Energie dort verbraucht, wo diese auch erzeugt wird. Der Preisunterschied wird direkt massiv sein, sodass hier neue Abnehmer und Verbrauchskonzepte entstehen werden. Der Verbrauch orientiert sich dementsprechend auch lokal an der Erzeugung, geschlossene Kreislaufsysteme entstehen und übermäßiger Netzausbau wird vermieden.
Was passiert, wenn wir Netzentgelte nicht wälzen (wie es aktuell gehandhabt wird!)? Dann bezahlt SH bzw. Norddeutschland die Industrie im Süden. Warum? Der Strompreis ist durch unsere Erneuerbaren Energien sehr niedrig. Den nötigen Netzausbau im DSO-Sektor tragen aber vor allem wir mit unseren Flächenländern. Viele Ausbaukosten verteilen sich auf wenige Abnehmer (Nur Letztverbraucher bezahlen die Zeche). Die Folge: Höchste Netzentgelte entstehen, die wir alleine bezahlen dürfen.
Die Industrie und der Süden sagen: Danke! Unsere Auffassung: Preiszonen müssen vorangetrieben werden und sind zwingend erforderlich. Natürlich ist es für die Industrie im Süden schwierig damit umzugehen, hierfür müssen wir an Lösungen arbeiten. Nicht aber die Preiszonen in Frage stellen.
Der Strompreis gleicht sich nach Netzausbau bzw. nach Verbrauchstransfer in den Norden dann natürlich wieder aus. Die Netzentgelte bleiben für uns in der Fläche niedriger. Biogas Nordgröön möchte nicht Einzeltechnologien gegeneinander ausspielen. Für uns sind Wind, PV und Biogas allesamt sehr wichtig für den Erfolg der Energiewende. Uns ist bei der Diskussion wichtig, dass jede Erzeugungsart seine Rolle hat. Wind produziert bei uns an der Küste sehr günstigen Strom. Zudem stellt der „Rohstoff“ keine Rechnung. Ebenso PV. PV produziert zudem in unseren ehemaligen Peak-Zeiten und hält so den Strompreis konstant niedrig. Die Rolle von Biogas im System ist aus unserer Sicht in erster Linie die Bereitstellung von Flexibilität. Biogas kann auch dann, wenn der Wind mal nicht weht oder die Sonne hinter den Wolken steckt. Eine funktionierende Energiewende benötig vor allem eines: Flexibilität in der Erzeugung und im Verbrauch! Daher sollten wir schauen, wie wir unseren vorhandenen Anlagen das Vertrauen zurückgeben, was sie benötigen, um wieder zu investieren. Hierbei geht es uns nicht um Neubau, sondern um den Ausbau im Rahmen der Flexibilität. Weg von 8600h/a, hin zu z.B. 2000h/a. Aber eben genau dann, wenn es energiewirtschaftlich sinnvoll ist.

Wir haben aktuell zwischen 7 und 8 GW installierte Leistung in Biogas / Biomasse. Das Ziel sollte es sein einen Großteil hiervon zu flexibilisieren (Überbauen). Hierfür wird kein Gramm mehr Substrat benötigt, die Anlagen haben dann aber die Wirkung einer unsagbar großen Batterie auf erneuerbarer Basis. Eine der Grundvoraussetzungen für eine funktionierende Energiewende.

Thema Preise in dieser Diskussion. Das negative Argument von Herrn Baake zu den Preisen teilen wir nicht. Biogas liegt wohl im Mittel bei ca. 19ct/kWh +/- spezieller Boni. Wind/PV liegen aktuell vereinfacht bei 8ct/kWh (Offshore deutlich darüber). Nur kann man diese preislich nur dann miteinander vergleichen, wenn das Windrad oder die PV-Anlage auch gleich den Speicher mit an Bord hat. Nimmt man das rechnerisch hinzu 3MW Wind + 3 MW Batterie, so verdoppelt sich der Kostenapparat der volatilen Erzeuger. Aber speichern kann die Batterie dann mal gerade für eine Stunde, dann ist diese voll und der Wind müsste wieder abgeregelt werden.
Will man eine Batterie in der Größe der Biogasflexibiliät installieren, wird dies bei aktuellen Preisen nicht bezahlbar sein. Daher plädiere ich bei diesem Punkt dafür, Gleiches mit Gleichen zu bewerten und auch das Kriterium der Speicherfähigkeit bei Biogas zu beachten.
Darüber hinaus sollte nicht vergessen werden, dass die Biogasanlagen schon heute große Teile im Bereich Wärme abdecken und somit Öl und Gas dezentral nachhaltig verdrängen.
Was passiert nach dem EEG der Biogasanlage mit diesen Wärmemengen? Zurück zum Öl? Bei Anlagen, die weder Flexibilisieren oder die keine Wärmenetze bedienen, teile ich die Auffassung der Herren aus der Politik. In den anderen Fällen sehe ich die Biogasanlagen als zwingende Technologie (Ob Brücken- oder andauernde Technologie muss sich zeigen) für die Energiewende. Dezentrale DSO-Markets Die von uns mehrfach angesprochenen dezentralen DSO-Markets können für den Norden ein wichtiges Instrument sein, um unseren Netz-Engpässen entgegenzutreten.
Eins ist klar: Einspeisemanagement muss umgehend abgeschafft werden. Wir sehen den dezentralen DSO-Market als Plattform ähnlich der <link http: regelleistung.net _blank>Regelleistung.net vom ÜNB. Nur eben dezentral unter der Leitung der DSOs (im Norden vor allem der SH-Netz AG). An diesem Markt können positive und negative Kapazitäten geboten werden. Die Kapazitäten sind technologieoffen und zudem kommen diese aus Erzeugung und Verbrauch. Kurz: Ein freier, dezentraler Markt für Flexibilitäten. Wir müssen das Rad hier gar nicht großartig neu erfinden, sondern können viel aus den Erfahrungen der TSOs mit einfließen lassen und zudem diese Systeme auch miteinander koppeln. Der TSO tauscht sich dann mit dem DSO informatorisch und leittechnisch miteinander aus. Sodass es hier nicht zu Gegenregelmaßnahmen kommt (Wir hatten sowas früher zwischen unseren 4 Regelzonen).

Systemdienstleistungen vs. Umlagen. Wir sollten uns dafür stark machen, dass wir jegliche systemdienliche Komponenten umlagefrei machen. Ein Beispiel wurde am Abend angesprochen. Lasst doch bitte Speicher (z.B. Pumpspeicher Geesthacht) umlagefrei. Lasst die doch bitte Geld mit den Preisscheren verdienen. Dies hilft dem System, da der Strom marktgetrieben bei Überschuss abgenommen und bei Knappheit wieder bereitgestellt wird. Die Kraftwerke sind in vielen, wenn nicht sogar in allen Fällen, unwirtschaftlich, da diese anteilig Abgaben zu zahlen haben. Im Fall von Geesthacht, soweit ich weiß darüber hinaus noch den „Wasserpfennig“. Wir schalten hier lieber Windparks ab, bevor wir die Energie systemdienlich speichern und später dem System wieder zur Verfügung stellen. Hier ist dringlicher politischer Handlungsbedarf.

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